5 Gründe, warum die Menschheit Lebensformen im All finden wird
Gastbeitrag von Michael Wigge: Ich hatte seit meiner Kindheit davon geträumt, Astronaut zu werden. Doch mit der Zeit musste ich erkennen, dass meine Reisen sich auf die Erde beschränken würden.
Vor einigen Jahren bin ich „Ohne Geld bis ans Ende der Welt“ (ZDFneo, Grimme Preis nominiert) gereist. Doch der Traum, einmal viel weiter zu reisen und ins All zu gelangen, existiert weiterhin.
Bis dahin habe ich mich als Motivations-Speaker darauf spezialisiert, Menschen zu motivieren und Aspekte der Unendlichkeit unseres Universums als motivierende Elemente in meinen Seminaren einfließen zu lassen.
Ob es Leben jenseits der Erde gibt, ist eine der tiefgreifendsten Fragen unserer Zeit. Die Antwort darauf könnte unser Selbstverständnis grundlegend verändern, sei es durch die Erkenntnis, dass das Universum reich an Leben ist, dass Leben selten und fragil ist oder dass wir tatsächlich allein sind. Die Suche nach einer Antwort zeigt uns auch wichtige Details über unseren Platz im Universum – woher wir kommen, wie das Leben entstanden ist und wohin wir vielleicht gehen.
Also, hier 5 Argumente, warum Leben im All eher wahrscheinlich ist:
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Die Wahrscheinlichkeit spricht für das Leben
Die schiere Anzahl an Sternen und Planeten im Universum macht es nahezu unvermeidlich, dass es irgendwo Leben geben muss. Unsere Galaxie, die Milchstraße, beherbergt etwa 100-400 Milliarden Sterne, und mit der fortschreitenden Technologie entdecken wir immer mehr Exoplaneten, die um diese Sterne kreisen. Bis heute haben wir etwa 5.000 Exoplaneten entdeckt – und das nur in unserer Galaxie. Betrachtet man das Universum insgesamt, gibt es etwa 200 Milliarden Galaxien. Das bedeutet, dass es im Universum wahrscheinlich Billionen (!!!!) von Planeten gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Leben nur auf der Erde existiert, ist daher äußerst gering. „Wir sind ziemlich überzeugt, dass es da draußen ist“, sagt die Weltraumwissenschaftlerin Maggie Aderin-Pocock. „Es ist rein eine Frage der Wahrscheinlichkeit.“
Weitere Informationen zur Anzahl der Sterne und Planeten finden Sie hier auf der NASA Seite.
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Leben existiert an unwahrscheinlichen Orten auf der Erde
Die Entdeckung von Mikroben in extremen Umgebungen auf der Erde hat unsere Vorstellungen von den Bedingungen, die Leben erfordert, revolutioniert. Diese extrem resilienten Organismen leben in den tiefsten Ozeangräben, fernab von Sonnenlicht und unter extremen Druckverhältnissen. Dies zeigt uns, dass Leben selbst in den unwahrscheinlichsten Umgebungen gedeihen kann. Wenn Leben unter solchen extremen Bedingungen auf der Erde existieren kann, ist es durchaus möglich, dass ähnliche Organismen auch auf anderen Himmelskörpern existieren, sei es auf Monden oder Planeten, die wir bisher für lebensfeindlich hielten.
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Bis heute schon hunderte potenziell bewohnbare Planeten gefunden
Dank der fortschreitenden Technologie und Missionen wie dem Kepler-Weltraumteleskop haben wir schon hunderte potenziell bewohnbare Planeten entdeckt. Diese Planeten befinden sich in der sogenannten habitablen Zone, dem Bereich um einen Stern, in dem flüssiges Wasser existieren könnte – eine Grundvoraussetzung für das Leben, wie wir es kennen. Laut aktuellen Schätzungen gibt es allein in der Milchstraße 100 Milliarden Planeten, und einige hunderte Millionen dieser Planeten könnten die Grundlage für Leben bieten. Betrachtet man das Universum insgesamt, könnte die Anzahl der Planeten, die Leben unterstützen könnten, in die Billionen (!!!!) gehen.
Wir können die Atmosphären dieser Exoplaneten mittels Spektroskopie analysieren. Wenn wir in diesen Atmosphären Stoffe finden, die typisch für die Erdatmosphäre sind, wäre dies ein starker Hinweis darauf, dass Leben möglich ist. „Wir wissen von hunderten potenziell bewohnbaren Planeten“, sagt Professor Tim O’Brien. „Es ist nahezu sicher, dass wir innerhalb des nächsten Jahrzehnts einen Planeten finden werden, der möglicherweise Hinweise auf Leben zeigt.“
Weitere Informationen über die Entdeckungen des Keppler Teleskops potenziell bewohnbaren Welten finden Sie hier.
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Leben könnte anderswo anders aussehen
Die Definition von Leben ist selbst auf der Erde schwierig und könnte auf anderen Planeten völlig anders ausfallen. Leben auf der Erde basiert auf Kohlenstoffchemie, aber es ist denkbar, dass anderswo Silizium oder andere Elemente die Grundlage des Lebens bilden. Diese alternativen Lebensformen könnten auf chemischen Prozessen basieren, die uns noch völlig unbekannt sind. Wissenschaftler konzentrieren sich bei der Suche nach außerirdischem Leben auf „Biosignaturen“, also Lebensspuren, die wir von der Erde kennen. Dazu gehören einfache Moleküle wie Methan, das oft von Bakterien produziert wird, oder kompliziertere organische Moleküle. Solche Spuren könnten uns Hinweise auf Leben liefern, selbst wenn dieses Leben auf völlig anderen biochemischen Grundlagen basiert.
Wo sind denn nun die Außeririschen?
Das unheimliche Schweigen des Universums hat einen eigenen Namen – das „Fermi-Paradoxon“. Der Physiker Enrico Fermi stellte berühmt die Frage: „Wo ist denn jeder?“ Selbst bei langsamen Reisegeschwindigkeiten erlaubt das Milliarden Jahre alte Universum intelligenten, technologischen Lebensformen genug Zeit, die Galaxie zu durchqueren. Warum ist das Universum dann so still?
In der Zwischenzeit haben Exoplaneten-Entdeckungen in den letzten zwei Jahrzehnten einige der Begriffe in der viel diskutierten Drake-Gleichung ausgefüllt – eine Kette von Zahlen, die uns eines Tages sagen könnte, wie viele intelligente Zivilisationen wir erwarten können zu finden. Die meisten ihrer Begriffe bleiben jedoch leer – der Bruchteil der Planeten mit Leben, mit intelligentem Leben, mit nachweisbarer Technologie – aber die Gleichung selbst deutet darauf hin, dass wir eines Tages eine Antwort finden könnten. Es fühlt sich zumindest ein wenig hoffnungsvoller an als Fermis Schweigen.
Wir stehen an einem Scheideweg in der Suche nach Leben. Wir haben Tausende von Planeten in unserer Milchstraße gefunden, ein großer Teil davon in der Größenordnung der Erde und in den „habitabelen Zonen“ ihrer Sterne – der Entfernung vom Stern, bei der flüssiges Wasser an der Oberfläche existieren könnte. Wir wissen, dass die Galaxie wahrscheinlich Billionen von Planeten enthält. Unsere Teleskope im Weltraum und auf der Erde sowie unsere Fernerkundungstechnologie werden immer leistungsfähiger. Doch bisher ist das einzige Leben, das wir kennen, genau hier auf der Erde. Für den Moment starren wir ins Nichts und hoffen, dass jemand zurückstarrt.
Weitere Informationen zum Fermi-Paradoxon finden Sie hier.
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Fortschritte in der Technologie und der Erforschung des Weltraums
Die rasanten Fortschritte in der Technologie und der Weltraumforschung bringen uns der Entdeckung außerirdischen Lebens immer näher. Ein besonders spannendes Werkzeug in dieser Suche ist das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), das die Fähigkeit hat, die Atmosphären von Exoplaneten detailliert zu analysieren. Mit seiner hochauflösenden Infrarotkamera kann das JWST nach den chemischen Signaturen suchen, die auf Leben hinweisen könnten. Seit seinem Start hat es bereits bedeutende Entdeckungen gemacht und unser Verständnis des Universums erweitert.
Gleichzeitig wird in Chile an den extrem leistungsfähigen bodengebundenen Teleskopen gebaut, wie dem Extremely Large Telescope (ELT). Das ELT wird das größte optische Teleskop der Welt sein und eine beispiellose Auflösung und Empfindlichkeit bieten. Diese neuen Teleskope werden es ermöglichen, Exoplaneten in noch größerer Detailgenauigkeit zu untersuchen und könnten entscheidend dazu beitragen, die Frage nach außerirdischem Leben zu beantworten.
Weitere Informationen über das James-Webb-Weltraumteleskop finden Sie hier, und über das Extremely Large Telescope hier.
SETI: Die Suche nach außerirdischer Intelligenz
Seit den 1960er Jahren suchen Wissenschaftler systematisch nach außerirdischen Signalen. Das bekannteste Projekt ist SETI (Search for Extra-Terrestrial Intelligence). SETI nutzt riesige Radioteleskope, um nach Funksignalen zu suchen, die von außerirdischen Zivilisationen stammen könnten. Zu den prominenten SETI-Projekten gehört „Breakthrough Listen“, finanziert vom Silicon Valley Milliardär Yuri Milner, das neben Radiowellen auch nach Lasersignalen sucht.
SETI ist jedoch nicht nur etwas für professionelle Wissenschaftler. Auch Amateure können sich beteiligen, etwa durch das Projekt SETI@home, bei dem Menschen ihre Computerleistung zur Verfügung stellen können, um Daten von Radioteleskopen zu analysieren. So können auch Sie von zu Hause aus einen Beitrag zur Suche nach außerirdischem Leben leisten.
Fazit
Die Suche nach außerirdischem Leben ist eine der faszinierendsten und bedeutendsten Unternehmungen der Menschheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht allein im Universum sind, ist hoch, und die Fortschritte in der Wissenschaft und Technologie bringen uns immer näher an die Antwort auf diese fundamentale Frage.
Ob durch die Entdeckung von Mikroben in extremen Umgebungen auf der Erde, die Analyse potenziell bewohnbarer Exoplaneten oder die Suche nach intelligenten Signalen aus dem All – jede neue Erkenntnis bringt uns ein Stück weiter. Und wer weiß, vielleicht wird der Traum, als Astronaut ins All zu reisen, eines Tages für mich und viele andere Realität, wenn wir endlich bestätigen können: Wir sind nicht allein im Universum!
Über den Autor Michael Wigge
Michael Wigge ist Motivationsredner und Führungs-Coach in Deutschland und in den USA mit Wohnort in Denver, Colorado nach 15 Jahren als Reisejournalist für ZDFneo, DW-TV und MTV.