Der rote kriechende Thymian (Thymus serpyllum ‘Coccineus’) gehört zu jenen Pflanzen, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken, sich aber bei näherer Betrachtung als wahre Alleskönner im Garten erweisen. Er begeistert nicht nur mit einem dichten, bodendeckenden Wuchs und einer langen, leuchtenden Blütezeit, sondern trägt auch auf vielfältige Weise zur Förderung der Biodiversität bei. Dank seiner Genügsamkeit und Widerstandskraft ist er eine ideale Pflanze für naturnahe, pflegeleichte und gleichzeitig ästhetisch anspruchsvolle Gartenanlagen. In Deutschland erfreut er sich in zahlreichen Regionen wachsender Beliebtheit, da er mit trockenen Sommern ebenso gut zurechtkommt wie mit nährstoffarmen Böden und auch in urbanen Gärten seine Wirkung entfalten kann.
Botanisches Porträt von Thymus serpyllum ‘Coccineus’
Der rote kriechende Thymian ist eine Zuchtform des in Europa heimischen Feld-Thymians (Thymus serpyllum), einer Pflanze, die traditionell auf trockenen Wiesen, an Waldrändern und in felsigen Lagen wächst. Die Sorte ‘Coccineus’ zeichnet sich durch ihre besonders kräftige Blütenfarbe aus. Die winzigen Einzelblüten erscheinen in intensiven Purpurtönen und stehen in dichten Quirlen über dem fein strukturierten Laub. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August und macht die Pflanze über mehrere Wochen hinweg zu einem farblich dominanten Element in der Beetgestaltung.
Die Staude bleibt mit einer Wuchshöhe von fünf bis maximal zehn Zentimetern äußerst flach, was sie zur idealen Bodendeckerpflanze macht. Sie bildet rasch dichte Matten aus, die sich eng an die Oberfläche anschmiegen und auch kleinere Flächen effizient begrünen. Das Laub ist fein behaart, schmal elliptisch geformt und immergrün. Selbst im Winter bleibt die Pflanze dekorativ, wobei sich die Blätter in kalten Monaten häufig rötlich verfärben. Der Duft der Blätter entfaltet sich besonders bei Sonnenschein oder wenn man sie mit der Hand leicht reibt. Er erinnert an würzige Kräutergärten und enthält ätherische Öle, die auch medizinisch wirksam sind.
Standort- und Bodenansprüche
Für ein gesundes Wachstum benötigt Thymus serpyllum ‘Coccineus’ einen vollsonnigen Standort. Lichtmangel führt dazu, dass sich die Pflanze weniger dicht entwickelt und ihre Blühfreude stark nachlässt. Besonders gut gedeiht der Thymian auf Böden, die durchlässig, sandig bis steinig und möglichst kalkhaltig sind. Er bevorzugt Substrate, die eher mager als nährstoffreich sind, da ein Übermaß an Stickstoff das kompakte Wachstum hemmt und das Gewebe weich und krankheitsanfällig werden lässt.
Staunässe ist für diese Pflanze äußerst ungünstig. In Regionen mit hohem Niederschlag, wie beispielsweise dem Alpenvorland oder dem westlichen Schwarzwald, sollte man darauf achten, dass überschüssiges Wasser gut abfließen kann. Wer auf schweren Lehmböden gärtnert, kann durch das Einarbeiten von Sand, Kies oder Splitt die Bedingungen verbessern. In klimatisch trockeneren Gegenden, wie dem Thüringer Becken oder Teilen Ostdeutschlands, zeigt sich der rote Thymian besonders robust und ausdauernd.
Pflegetipps – so bleibt die Pflanze vital
Die Pflege von Thymus serpyllum ‘Coccineus’ ist denkbar unkompliziert. Nach dem Pflanzen sollte in den ersten Wochen regelmäßig gewässert werden, bis sich die Pflanze gut etabliert hat. Danach genügt es, in langen Trockenperioden sparsam zu gießen. Häufiges Gießen ist nicht erforderlich und kann sogar schädlich sein, da sich dadurch die Wurzelhalsfäule entwickeln kann.
Gedüngt werden sollte nur äußerst zurückhaltend. Eine geringe Menge Kompost im Frühjahr reicht völlig aus. Wer organischen Kräuterdünger verwenden möchte, sollte diesen sparsam einsetzen. Nach der Blütezeit empfiehlt sich ein leichter Rückschnitt, um die Pflanze kompakt zu halten und die Blühfreude im Folgejahr zu fördern. Verholzte Triebe können im Frühjahr zurückgeschnitten werden, jedoch nicht zu tief, da der Thymian aus altem Holz nur zögerlich austreibt.
In den Wintermonaten zeigt sich Thymus serpyllum ‘Coccineus’ ausgesprochen frosthart. Temperaturen bis –28 Grad Celsius werden problemlos toleriert. Winterschutz ist nur in Regionen mit stark schwankenden Temperaturen oder auf exponierten Dachgärten erforderlich. In Kübelkultur empfiehlt sich eine isolierende Ummantelung des Pflanzgefäßes, um die Wurzeln vor Frost zu schützen.
Ökologische Bedeutung und Beitrag zur Artenvielfalt
Ein herausragendes Merkmal des roten kriechenden Thymians ist seine ökologische Relevanz. Seine Blüten sind reich an Nektar und ziehen während der gesamten Blühperiode eine Vielzahl an Bestäubern an. Insbesondere Honigbienen, Wildbienenarten, Hummeln und Schwebfliegen profitieren von diesem reich gedeckten Tisch. In naturnahen Gärten, auf extensiven Grünflächen und in Wildbienenprojekten ist die Pflanze daher ein unverzichtbarer Bestandteil.
Durch ihre flache, bodendeckende Wuchsform trägt sie zudem zur Stabilisierung der obersten Bodenschicht bei. Erosion wird durch die dichte Begrünung vermindert, was besonders an Hängen oder in trockenen Lagen von Vorteil ist. Der Thymian begünstigt darüber hinaus das Mikroklima am Boden und schafft kleinräumige Habitate für Insekten und andere Kleinstlebewesen.
Verwendungsmöglichkeiten im Garten
Im Garten lässt sich Thymus serpyllum ‘Coccineus’ äußerst vielseitig einsetzen. Seine Vorliebe für trockene, sonnige Standorte macht ihn zum idealen Bodendecker in Steingärten, Trockenmauern und Kiesbeeten. Zwischen Trittplatten entfaltet er nicht nur eine dekorative Wirkung, sondern hemmt auch das Aufkommen unerwünschter Kräuter. Seine Trittverträglichkeit erlaubt die Nutzung als aromatischer Rasenersatz in wenig begangenen Bereichen.
Auch auf Mauerkronen, in Trockenbeeten oder zur Begrünung extensiver Dachflächen eignet sich die Pflanze hervorragend. Ihre Anspruchslosigkeit und gleichzeitige Blühfreude machen sie zum gestalterischen wie funktionalen Element, das sich in unterschiedliche Gartenkonzepte nahtlos einfügt.
Besonderheiten bei der Topfkultur
Wer keinen Garten besitzt, muss dennoch nicht auf die Vorzüge dieser Pflanze verzichten. Auch im Topf gedeiht der rote kriechende Thymian hervorragend, sofern einige Aspekte beachtet werden. Das Pflanzgefäß sollte möglichst breit und flach sein und über eine gute Drainage verfügen. Eine durchlässige Kräutererde, eventuell gemischt mit Sand oder Lavagranulat, schafft ideale Bedingungen. Im unteren Bereich des Topfes empfiehlt sich eine Schicht aus Blähton oder Kies, damit überschüssiges Wasser rasch ablaufen kann.
Im Sommer reicht es, die Erde nur bei ausgetrockneter Oberfläche zu gießen. Staunässe muss unbedingt vermieden werden. Während der Vegetationszeit ist eine Düngung mit organischem Flüssigdünger im Abstand von vier bis sechs Wochen ausreichend. Im Winter sollte das Pflanzgefäß an einen geschützten Ort gestellt oder mit isolierenden Materialien wie Jutesäcken oder Kokosmatten versehen werden.
Kombination mit anderen Pflanzen
In der Kombination mit anderen trockenheitsliebenden Stauden entsteht durch Thymus serpyllum ‘Coccineus’ eine besonders harmonische Wirkung. Lavendel, Sedumarten, Katzenminze, niedrige Glockenblumen oder Ziergräser wie Blauschwingel sind ideale Partner. Auch im Kräutergarten ergänzt der Thymian mediterrane Arten wie Rosmarin, Salbei oder Oregano und bildet dabei strukturierende Teppiche zwischen höher wachsenden Pflanzen.
Vermehrung – einfach und wirkungsvoll
Die Vermehrung dieser Staude kann auf drei Wegen erfolgen: durch Teilung, durch Stecklinge oder über Samen. Die Teilung gelingt am besten im Frühjahr oder frühen Herbst. Dabei werden kräftige Pflanzen ausgegraben und in mehrere Stücke mit intakten Wurzeln zerteilt. Diese lassen sich unmittelbar an anderer Stelle wieder einpflanzen.
Für die Stecklingsvermehrung eignen sich halbverholzte Triebe, die in sandige Anzuchterde gesteckt werden. Nach wenigen Wochen bilden sich Wurzeln, wenn der Standort hell und gleichmäßig feucht ist. Die Aussaat erfolgt bevorzugt im späten Frühjahr. Da Thymian Lichtkeimer ist, dürfen die Samen nur leicht angedrückt, aber nicht mit Erde bedeckt werden. Nach zwei bis drei Wochen zeigen sich die ersten Keimlinge.
Verwendung in der Küche – Würze mit Geschichte
Der rote Thymian ist nicht nur eine Zierde für den Garten, sondern auch ein kulinarisches Erlebnis. Die Blätter enthalten ätherische Öle, die besonders in der mediterranen Küche geschätzt werden. Sie verleihen Fleischgerichten, Kartoffelpfannen, Eintöpfen und Saucen eine kräftige, würzige Note. Auch in Teemischungen, Kräuterbutter oder Essigen kommt das Aroma wunderbar zur Geltung.
Die Ernte erfolgt am besten kurz vor oder während der Blüte, da die Konzentration der ätherischen Öle dann am höchsten ist. Geerntete Triebe lassen sich an einem schattigen, luftigen Ort trocknen und anschließend luftdicht lagern. Alternativ können frische Blätter auch eingefroren werden, um das Aroma langfristig zu bewahren.
Resistenz und Robustheit – ein verlässlicher Gartenbewohner
Mit einer Frosthärte bis –28 °C zeigt sich Thymus serpyllum ‘Coccineus’ ausgesprochen robust. Die Pflanze ist weitgehend resistent gegenüber typischen Schädlingen und Krankheiten, sofern der Standort gut gewählt wurde. In Regionen mit starker Schneebedeckung oder plötzlichen Frostwechseln – etwa im Schweizer Jura oder im Engadin – bewährt sie sich ebenso gut wie in wärmeren Tieflagen im Tessin oder am Genfersee.
Die Pflanze stellt nur geringe Ansprüche und eignet sich hervorragend auch für schwierige Standorte, wo andere Pflanzen versagen. Ihre Langlebigkeit, Vielseitigkeit und ökologischen Vorzüge machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines naturnahen, klimaangepassten Gartens. Wer Thymus serpyllum ‘Coccineus’ einmal kennengelernt hat, wird ihn nicht mehr missen wollen.