Deutschland wieder Fischotterland
Der Fischotter, wissenschaftlich als Lutra lutra bekannt, spiegelt eine traurige Entwicklung wider, die sich in den letzten Jahrhunderten in unseren Gewässern abgespielt hat. Als Meister der Anpassung an aquatische Lebensräume war dieses Marderwesen einst ein alltäglicher Anblick entlang der deutschen Flussufer. Doch die Industrialisierung und ihre Begleiterscheinungen – darunter die Fragmentierung von Wasserläufen, exzessive Jagd und gravierende Verschmutzungen – haben seine Populationen dramatisch dezimiert. Zeitweise galt der elegante Schwimmer in weiten Teilen Deutschlands sogar als ausgestorben.
In den letzten Jahren zeigt sich jedoch ein Hoffnungsschimmer: Der Bestand des Fischotters erholt sich langsam, wenngleich er in der aktuellen Roten Liste der Säugetiere in Deutschland immer noch als “gefährdet” geführt wird. Diese bedrohliche Lage hat die Deutsche Umwelthilfe zusammen mit sieben weiteren Partnern aus Wissenschaft und Naturschutz dazu bewogen, das ambitionierte Projekt “Deutschland wieder Otterland” ins Leben zu rufen. Gefördert mit etwa 5,8 Millionen Euro durch das Bundesamt für Naturschutz, zielt die Initiative darauf ab, die Lebensräume des Fischotters national zu vernetzen und zu sichern.
“Deutschland wieder Otterland” steht nicht nur für Kooperation und Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher und schützender Ebene, sondern auch für ein überregionales Engagement, das sich über neun Bundesländer erstreckt. Das erklärte Ziel ist, durch lokale und überregionale Maßnahmen die ottergerechte Gestaltung unserer Gewässerlandschaften voranzutreiben. So werden unter anderem Renaturierungen durchgeführt und Gefahrenpunkte, wie Brücken, die den Tieren oft zum Verhängnis werden, sicherer gemacht.
Das Projekt geht jedoch über den direkten Artenschutz hinaus. Es dient als Plattform, um bestehende wissenschaftliche und planerische Erkenntnisse zu bündeln und daraus strategische Werkzeuge zu entwickeln, die landesübergreifend eingesetzt werden können, um Konflikte zu entschärfen und Schutzmaßnahmen zu priorisieren. Damit nicht nur der Fischotter, sondern auch andere flussabhängige Arten wie der Eisvogel oder die Barbe effektiv geschützt werden können, ist eine enge Kooperation mit Verkehrsträgern und anderen relevanten Sektoren essentiell.
Das breite Konsortium, zu dem neben der Deutschen Umwelthilfe unter anderem das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz sowie regionale Naturschutzstationen gehören, zeigt das enorme Engagement und die Vielfalt der Akteure, die sich für die Rückkehr und den Schutz des Fischotters einsetzen. Mit Unterstützung der Landesumweltministerien wird so ein bundeslandübergreifendes Gesamtkonzept verfolgt, das die Zukunft des Fischotters in der deutschen Kulturlandschaft sichern soll.