Wie kam es, dass wir Deutschland auf einmal “Schland” nannten? Und was sagt das über uns aus? Ein Rückblick, der aktuelle Ereignisse und historische Entwicklungen beleuchtet.
Es war ein bemerkenswerter Abend: Deutschland besiegte Schottland mit einem 5:1 bei der aktuellen Fußball-Europameisterschaft 2024, die in unserem eigenen Land stattfindet. Die Fans tobten, Fahnen wehten, und auf vielen Lippen lag ein Begriff, der seit der WM 2006 nicht mehr wegzudenken ist: „Schland“. Aber woher kommt dieser verkürzte Ausdruck für “Deutschland” eigentlich? Warum hat er sich so tief in unsere Fußballkultur eingegraben?
Die Entstehung von „Schland“
Im fußballerischen Kontext wurde der Begriff „Schland“ 2002 von dem deutschen Fernsehmoderator und Produzent Stefan Raab geprägt und erlangte während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 größere Bekanntheit durch die breite mediale Präsenz und die positive Stimmung.
Raab hatte den lang gezogenen hinteren Teil von “Deutschland” bei Fangesängen in Fußballstadien zunächst während der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 gehört. In seiner Show „TV total“ feierte Raab den Halbfinal-Sieg Deutschlands gegen Südkorea, indem er „Schlaaand, Schlaaand, Schlaaand!“ rief. Raab machte einen Witz darüber, dass die Fans “Schland” statt “Deutschland” riefen. Dieser humorvolle Ausruf verbreitete sich zunächst in Fankreisen, erreichte aber nicht sofort eine breite Öffentlichkeit. Dennoch markierte dieser Moment den Beginn der Popularisierung des Begriffs.
Raab ließ den Begriff “Schland” 2005 beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke eintragen, was später durch den Erfolg der Mannschaft bei der WM 2006 an Bedeutung gewann. Der Markenschutz bezieht sich auf die Nutzung des Begriffs “Schland” für verschiedene Merchandisingprodukte, die von Raab TV vertrieben werden.
Als Erstverwender von “Schland” kann der Künstler Knut Kargel gesehen werden, der das Wort bereits 1988 – u.a. im politisch-gesellschaflichen Zusammenhängen für das von Helmut Kohl regierte Deutschland – in Fotocollagen genutzt hat (z.B. “Kohl and the gang” und “Schland”).
„Schland“ im „Sommermärchen“ und in späteren Jahren
Ab 2006 erlangte der Ausdruck “Schland” eine generations- und gesellschaftsübergreifende Bekanntheit. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, auch als “Sommermärchen” betitelt, war ein bedeutendes Ereignis, das eine Welle der Euphorie und des nationalen Stolzes auslöste. Diese Atmosphäre bot den perfekten Rahmen für die Verbreitung des Begriffs „Schland”. Die WM 2006 war durch ein enormes Medieninteresse geprägt, was zur massiven Verbreitung des Begriffs „Schland“ beitrug. Rund 20 Millionen Menschen besuchten öffentliche Veranstaltungen außerhalb der Stadien, was die Nutzung und Akzeptanz des Begriffs zusätzlich erheblich steigerte.
Auch während der erfolgreichen deutschen Teilnahme bei der WM 2010 blieb „Schland“ ein weit verbreiteter Ausdruck: Der Song „Schland o Schland“ – eine Parodie auf Lena Meyer-Landruts Eurovision-Hit „Satellite“ – wurde 2010 von der Band Uwu Lena veröffentlicht. Dieser Song wurde schnell zu einem viralen Hit und festigte den Begriff „Schland“ in der deutschen Fußballkultur. Der Song erreichte Platz 5 der deutschen Single-Charts und wurde über 150.000 Mal verkauft.
Später dokumentierten auch Einträge in Nachschlagewerken die Nutzung und Bedeutung dieses Neologismus im deutschen Sprachgebrauch: 2014 nahm das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache (IDS) den Begriff „Schland“ in sein Lexikon „Neuer Wortschatz“ auf. Zu den weiteren Wörterbüchern, die „Schland“ beschreiben und erklären, gehören u.a. Wiktionary und das Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch (OWID) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache. Im Duden erscheint der Begriff bis heute nicht.
Die Rolle der Medien und sozialen Netzwerke
Die Medien spielten eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung und Etablierung des Begriffs „Schland“ in der deutschen Fußballkultur. Die Medienlandschaft, insbesondere während Großereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft, fungiert als Verstärker für die kulturelle Bedeutung und die gesellschaftliche Verankerung von „Schland“. Durch kontinuierliche Berichterstattung trugen die Medien maßgeblich dazu bei, dass „Schland“ seit 2006 zu einem festen Bestandteil der deutschen Fußballkultur wurde.
Auch nach der WM 2006 war “Schland” vor allem im zeitlichen Umfeld von Europa- und Weltmeisterschaften in den Medien weiterhin allgegenwärtig. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb “Schland” 2010 als eine freundliche und unbeschwerte Abkürzung, die die Schwere der deutschen Geschichte abstreift und eine spielerische Leichtigkeit vermittelt.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist Bundeskanzlerin Angela Merkel, die während der WM 2014 eine “Schlandtasche” trug. Medien, wie n-tv bescheinigten ihr mit der “Schlandtasche” eine Trendsetterin in “schwarz-rot-gold” zu sein.
Artikel wie der von ZEIT ONLINE aus dem Jahr 2024 (“WM-Babys: In welchem Schland leben wir eigentlich?”) reflektieren über die Veränderungen in Deutschland seit der WM 2006 und die Generation, die in dieser Zeit geboren wurden.
Wandel der viralen Verbreitungsmöglichkeiten
Im Jahr 2002, als Stefan Raab den Begriff “Schland” erstmals verwendete, hatten soziale Medien und virale Videos noch eine weitaus geringere Reichweite als 2006. Dadurch konnte sich der Begriff zunächst weniger schnell verbreiten. 2006 nutzten Fans den Begriff „Schland“ hingegen erstmals intensiv in sozialen Netzwerken und bei öffentlichen Feiern, was seine Verwendung weiter steigerte.
Das Aufkommen von Plattformen wie Facebook und Twitter ermöglichte es den Fans, „Schland“ als Ausdruck nationalen Stolzes und Enthusiasmus zu teilen und zu verbreiten. Diese Medien boten eine direkte und schnelle Möglichkeit, den Begriff über Grenzen hinweg zu popularisieren und zu etablieren. Darüber hinaus trugen virale Videos und Memes, die den Begriff „Schland“ auf humorvolle Weise integrierten, zur weiteren Verbreitung bei und verstärkten seine Präsenz in der digitalen Welt.
Auch in den letzten Jahren waren die sozialer Medien bedeutend für die Verbreitung des Begriffs “Schland” weiter verstärkt. Ein Beispiel aus dem Jahr 2024 ist ein TikTok-Video von EDEKA Südwest, das ein neues Produkt namens “Schland-Brot” einführt. Das Video präsentiert humorvoll und kreativ ein Brot in den Farben der deutschen Flagge und ermutigt die Zuschauer dazu, dieses Brot als Unterstützung für die deutsche Fußballmannschaft zu kaufen. Das Video verbreitete sich rasch viral und erreichte eine breite Zuschauerbasis, was die zunehmende Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Markenbotschaften und patriotischen Symbolen unterstreicht.
Historische Einordnung
Vor 2006 war die öffentliche Zurschaustellung nationaler Symbole und Farben in Deutschland eher selten. Historische Sensibilitäten sowie Erfahrungen mit nationalistischen Strömungen in der Vergangenheit veranlassen viele Deutsche bis heute dazu, vorsichtig zu sein, wenn es um eine offene Bekundung von Patriotismus geht.
Die WM 2006 markierte einen Wendepunkt in der deutschen Fußballkultur und im nationalen Selbstverständnis. Von der zurückhaltenden Haltung der Nachkriegszeit und der Wiedervereinigung wandelte sich die öffentliche Wahrnehmung hin zu einer offenen und freudigen Zurschaustellung nationaler Symbole. „Schland“ wurde zum humorvollen Sinnbild dieses neuen Patriotismus und bleibt ein prägendes Element der deutschen Fußballkultur.
Die historische Entwicklung des deutschen Patriotismus und der Umgang mit nationalen Symbolen können in mehreren Etappen betrachtet werden.
- Das „Wunder von Bern“ 1954: Das „Wunder von Bern“ bezieht sich auf den sensationellen Sieg der westdeutschen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Dieser Sieg wurde als Balsam für die deutsche Seele nach den schwierigen Nachkriegsjahren empfunden. Er war ein bedeutendes Ereignis für das Nachkriegsdeutschland und trug maßgeblich zur Wiedererlangung des nationalen Selbstbewusstseins bei. Dennoch blieb die offene Zurschaustellung nationaler Symbole und Fahnen in der Öffentlichkeit begrenzt und war oft von Zurückhaltung geprägt.
- Die Wiedervereinigung 1990: Die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 markierte einen weiteren Höhepunkt des nationalen Stolzes. Der Fall der Berliner Mauer und die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland wurden weltweit gefeiert und führten zu einem erneuten Anstieg des Patriotismus. Dennoch blieb die flächendeckende öffentliche Zurschaustellung nationaler Symbole weiterhin relativ zurückhaltend, da viele Deutsche angesichts der Geschichte des Nationalsozialismus vorsichtig im Umgang mit nationalem Stolz waren.
- Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland stellte einen Wendepunkt dar. Die Veranstaltung führte zu einer landesweiten Euphorie und einem kollektiven Gefühl des nationalen Stolzes, das offen und unbeschwert gezeigt wurde. Millionen von Menschen nahmen an Public Viewing-Events teil, schwenkten Fahnen und zeigten stolz die Farben Schwarz-Rot-Gold in unzähligen alltäglichen Situationen. Dies war eine deutliche Veränderung im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, als patriotische Symbolik oft vermieden wurde.
Der Begriff „Schland“ wurde in dieser Zeit populär und symbolisierte diese neue, unbeschwerte Form des Patriotismus. Er war eine humorvolle und ironische Abkürzung von „Deutschland“ und wurde von Fans bei Spielen und in den Medien häufig verwendet. „Schland“ steht somit für eine Zeit, in der die Deutschen ihren Patriotismus auf eine lockere und spielerische Weise ausdrückten.
Linguistik und Sprachwandel am Beispiel von “Schland”
Der Begriff “Schland” ist ein faszinierender Neologismus, der die kreative Dynamik der deutschen Sprache widerspiegelt. Ursprünglich aus der Fußballfankultur entstanden, hat sich “Schland” als Verkürzung von “Deutschland” zu einem populären Ausdruck entwickelt, der die euphorische Stimmung und den Patriotismus während großer internationaler Fußballturniere beschreibt.
“Schland” zeigt, wie sich Sprache an aktuelle gesellschaftliche Trends anpasst. Während einige Menschen traditionelle Begriffe bevorzugen und Abkürzungen wie “Schland” ablehnen, betonen andere die Dynamik und Anpassungsfähigkeit der Sprache. Die Verwendung von “Schland” in den sozialen Medien und in der Werbung, oft humorvoll und kreativ, verdeutlicht die Akzeptanz und Beliebtheit des Begriffs.
Gesellschaftliche Sensibilitäten und Sprachwandel
Um die Diskussion um “Schland” besser zu verstehen, ist es hilfreich, ähnliche Debatten über andere Begriffe zu betrachten, die aus unterschiedlichen Gründen überarbeitet wurden. Begriffe wie “Negerkuss”, “Zigeunerschnitzel” und “Mohr” wurden aufgrund ihrer rassistischen Konnotationen aus dem Sprachgebrauch entfernt oder geändert. Stattdessen werden nun respektvollere Bezeichnungen wie “Schokokuss”, “Paprikaschnitzel” und “Schwarzer” oder “Afrodeutscher” verwendet.
Neben diesen rassistisch geprägten Veränderungen gibt es auch Beispiele für den Sprachwandel aus anderen Gründen, wie die Abschaffung des Begriffs “Fräulein” zugunsten der einheitlichen Anrede “Frau”, was eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung und Respekt gegenüber Frauen widerspiegelt. Auch Berufsbezeichnungen wie “Sekretär/Sekretärin” wurden in vielen Unternehmen durch “Assistenz” oder “Assistent/Assistentin” ersetzt, um eine modernere und respektvollere Bezeichnung zu verwenden.
Neologismen in verschiedenen Bereichen
Neben “Schland” gibt es zahlreiche weitere Beispiele für Neologismen, die die Dynamik der deutschen Sprache illustrieren:
- Literatur und Werbung: “Erdenhimmel” (Hermann Hesse), “Aschensaat” (Gottfried Keller), “Frischekick” (Kaugummi-Werbung)
- Abkürzungen und Verschmelzungen: “Hiwi” (Hilfswissenschaftler*in), “Vlog” (Video-Blog)
- Jugendsprache und Digitalisierung: “Twittern” (von Twitter), “Hartzen” (von Hartz IV)
- Gesellschaftlicher Wandel: “Gendersternchen”, “Troll” (ursprünglich Fabelwesen, heute Bezeichnung für bestimmte Internetnutzer)
Diese Beispiele zeigen, wie Neologismen die deutsche Sprache bereichern und an neue gesellschaftliche, technische und kulturelle Entwicklungen anpassen.
“Schland” ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Sprache sowohl ein Spiegel der Gesellschaft als auch ein Instrument des Wandels sein kann. Gleichzeitig erinnert uns die Kontroverse um “Schland” daran, wie tief verwurzelt und emotional aufgeladen sprachliche Veränderungen sein können.
Insgesamt illustriert die sprachliche Dynamik von “Schland” deutlich, wie Sprache als lebendiges System kontinuierlich neue Formen annimmt und sich an neue Gegebenheiten anpasst, während sie gleichzeitig unterschiedliche Meinungen und Emotionen hervorruft.
Soziokulturelle und psychologische Aspekte
Soziokulturell steht „Schland“ für einen neuen, weniger ernsthaften und formelleren Patriotismus, der sich durch Lockerheit und Freude auszeichnet. Laut dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache dokumentiert der Begriff diese Veränderung und zeigt, wie sprachliche Innovationen kollektive Identitäten stärken können.
Psychologisch kann ein Begriff wie ‘Schland’ das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation mit der Nationalmannschaft fördern. Prof. Dr. Dagmar Schediwy, eine Sozialpsychologin, stellte fest, dass solche Begriffe das kollektive Wir-Gefühl fördern und die Zusammengehörigkeit sowie das gemeinsame Feiern stärken. Dies wurde besonders nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 deutlich, als das offene Zurschaustellen nationaler Symbole zunehmend akzeptiert und positiv wahrgenommen wurde.
Soziologisch reflektiert „Schland“ die Veränderungen in der deutschen Fußballkultur. Die Fußball-WM 2006, die als „Sommermärchen“ bekannt wurde, markierte einen Wendepunkt in der deutschen Gesellschaft. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) feststellte, führte die WM 2006 zu einer landesweiten Euphorie und einer neuen Form des Patriotismus, die sich durch Offenheit und Freude am gemeinsamen Erlebnis auszeichnete.
Insgesamt zeigt der Begriff „Schland“ die dynamische Interaktion zwischen Sprache, Kultur und Gesellschaft und wie sprachliche Innovationen kollektive Identitäten und soziale Bindungen stärken können.
“Schland” als Förderer von Integration und Multikulturalität?
Während der Begriff „Schland“ als Ausdruck nationaler Begeisterung und gemeinsamen Feierns diente, war es die Präsenz und der Erfolg von Spielern wie Mesut Özil, die maßgeblich zur konkreten Förderung der multikulturellen Identität beitrugen. Özil und andere Spieler mit Migrationshintergrund verkörperten ein modernes und vielfältiges Deutschland. Der Begriff „Schland“ wurde durch die Erfolge der Nationalmannschaft, in der multikulturelle Spieler eine zentrale Rolle spielten, weiter popularisiert und akzeptiert. Dies trug letztlich dazu bei, die multikulturelle Vielfalt Deutschlands stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Zusammenfassend bleibt die Frage, ob „Schland“ indirekt zur Förderung der multikulturellen Identität beitrug, indem es eine Plattform bot, auf der sich ein modernes und vielfältiges Deutschland präsentieren konnte. Die direkte Förderung der Integration und multikulturellen Identität erfolgte jedoch maßgeblich durch die Spieler selbst und durch gezielte Integrationsprojekte im Fußball, wie beispielsweise „Fußball verbindet“ und „Kicken ohne Grenzen“, die darauf abzielen, junge Menschen unterschiedlicher Herkunft durch den Sport zusammenzubringen und ihnen Werte wie Teamgeist, Fairplay und gegenseitigen Respekt zu vermitteln
Internationale Phänomene: Kanarienvögel und Löwen
Im internationalen Vergleich gibt es ähnliche Phänomene, die ebenfalls zur nationalen Identifikation und emotionalen Verbindung zur jeweiligen Mannschaft beitragen. Brasilianische Fans nutzen den Ausdruck „Canarinho“ (kleiner Kanarienvogel) für ihre Nationalmannschaft, eine Bezeichnung, die auf die gelben Trikots der Mannschaft anspielt und sich auf eine in Brasilien häufig vorkommende Vogelart bezieht. Mithin ein liebevolles Bild der Spieler als agile und lebendige Figuren.
In Italien wird die Nationalmannschaft als „Gli Azzurri“ (die Blauen) bezeichnet, was sich auf die traditionelle blaue Trikotfarbe bezieht. Diese Bezeichnung fördert ebenfalls die nationale Identifikation und ist tief in der italienischen Fußballkultur verwurzelt.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist der Begriff „Three Lions“, der für die englische Nationalmannschaft verwendet wird. Dieser Begriff stammt vom Wappen des englischen Fußballverbands, das drei Löwen zeigt. Der Ausdruck „Three Lions“ wurde durch das gleichnamige Lied von Baddiel, Skinner & The Lightning Seeds zur Europameisterschaft 1996 besonders populär und wird seitdem von Fans genutzt, um ihre Unterstützung und Verbundenheit mit der Mannschaft auszudrücken.
Diese Begriffe fördern nicht nur die nationale Identifikation, sondern schaffen auch starke emotionale Verbindungen zur jeweiligen Mannschaft. Sie sind Beispiele dafür, wie Sprache und Symbole im Sport genutzt werden, um ein kollektives Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen und die nationale Identität zu stärken.
Studien: “Schland” positiv für Gemeinschaft und Identität
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Begriffe wie „Schland“ positive Effekte auf das Gemeinschaftsgefühl und die nationale Identität haben können. Untersuchungen der Universität Köln und anderer Forschungseinrichtungen haben die psychologischen Effekte von Fußball-Patriotismus untersucht und festgestellt, dass dieser oft mit gesteigerter sozialer Kohäsion und einem positiven Selbstbild einhergeht.
Laut einer Studie des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung führte die WM 2006 zu einer signifikanten Zunahme von nationaler Euphorie und Patriotismus in Deutschland. Die Forscher stellten fest, dass die intensive Nutzung nationaler Symbole und die kollektive Teilnahme an Public Viewing-Events das Gemeinschaftsgefühl stärkten und die nationale Identität positiv beeinflussten.
Prof. Dr. Dagmar Schediwy von der Universität Köln betonte in ihrem Buch „Ganz entspannt in Schwarz-Rot-Gold?“, dass die Begeisterung für die deutsche Nationalmannschaft während der großen Fußballturniere ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Stolzes auf die eigene Nation fördert. Diese Form des Patriotismus wurde als gesund und positiv für das kollektive Selbstbild beschrieben, solange sie nicht in Exklusion oder Nationalismus umschlägt.
Diese Studien und Analysen zeigen, dass Begriffe wie „Schland“ und die damit verbundene Begeisterung während großer Fußballturniere eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und der nationalen Identität spielen können, insbesondere in einem multikulturellen Kontext.
Fazit: „Schland“ auch als zukünftiger Bestandteil der deutschen Fußballkultur?
Heute, fast zwei Jahrzehnte nach dem „Sommermärchen“ von 2006, bleibt der Begriff „Schland“ ein fester Bestandteil der deutschen Fußballkultur. Der Ausdruck wird bei jedem großen Turnier erneut verwendet und erinnert an die unbeschwerten und euphorischen Zeiten der WM 2006, als Deutschland Gastgeber des Turniers war und eine landesweite Begeisterung erlebte.
Dabei ist „Schland“ weit mehr als nur eine humorvolle Abkürzung für Deutschland. Durch die WM 2006 wurde „Schland“ zu einem Symbol für eine neue, offene und freudige Form des nationalen Stolzes. Spieler wie Mesut Özil und humorvolle Beiträge in den Medien, wie Stefan Raabs „TV total“, förderten diese positive Stimmung. Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Begriffe wie „Schland“ das Gemeinschaftsgefühl und die nationale Identität stärken können.
Trotz der positiven Aspekte und seiner Popularität ist „Schland“ nicht frei von Kontroversen. Einige sehen darin eine Bagatellisierung historischer Sensibilitäten oder eine zu lockere Verwendung von nationalen Symbolen. Es bleibt eine Herausforderung, einen ausgewogenen Umgang mit dem Patriotismus zu finden, der die positiven Gemeinschaftsgefühle stärkt, aber auch historische Sensibilitäten respektiert.
In Zukunft wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die Fußballkultur und die damit verbundenen Begriffe weiterentwickeln. Die Grundlage für eine inklusive und vielfältige nationale Identität, die durch den Fußball gestärkt wird, ist gelegt und bietet großes Potenzial für die kommenden Generationen.